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Exkursion - Reflexion - Kreation

Meine Hütten im Yukon – Teil III

FOX LAKE CABIN III

SOUTH KLONDIKE HIGHWAY

Während eines Tagesausflugs wollten Erwin und ich einmal den uns noch unbekannten Südwesten des Yukon-Territoriums erkunden. Unser Weg führte uns zuerst vom Fox Lake aus nach Whitehorse. Zur Goldgräberzeit tobten dort im Fluss noch wilde Stromschnellen, die das Wasser weiß hoch gischten ließen, sodass es an die fliegende Mähne eines weißen Pferdes erinnerte. Der Name der dort entstehenden Stadt war geboren: „Whitehorse“ – „Weißes Pferd“. Während die Goldsucher damals Gefahren mit Schiffbruch und sogar Todesfällen ausgesetzt waren, ist der Fluss heute begradigt und gefahrlos zu befahren. Whitehorse ist die Hauptstadt des Yukon und mit über 30.000 Einwohnern die größte Menschenansammlung in dem sonst fast menschenleeren Land.

Einige Museen erzählen von der Geschichte und Besiedlung dieses Landes. Zeitlich am weitesten zurück geht dabei das Beringia-Museum, benannt nach der Landmasse, die urzeitlich Sibirien mit Alaska, also Asien mit Amerika, verbunden hat. Auf ihrer Suche nach Gold haben die Goldgräbe auch viele Fossilien ans Tageslicht gebracht. Neben den Skeletten von Mammut und Säbelzahntiger auch die so erstaunlicher Geschöpfe wie das des Riesenfaultiers. Zeugnis der jüngeren Vergangenheit des Yukon ist der Schaufelraddampfer S.S.Klondike, den wir am Flussufer besichtigten. Er ist eines der Schiffe, die früher Passagiere und Material zwischen Whitehorse und Dawson City transportierten.

Als nächste Atraktion grüßte uns auf der Weiterfahrt nach Süden der Emerald Lake, wegen seiner bunten Farben zu deutsch auch Smaragd- oder Regenbogensee genannt. Abgelagerter Muschelkalk und einfallendes Sonnenlicht erzeugen sein prächtig bunte Farbenbild. Nur ein kleines Westück weiter passierten wir die nach ihrer Nähe zum gleichnamigen Städtchen Carcross als Carcross Desert bezeichnete, kleinste Wüste der Welt. Der sandige Seeboden eines eiszeitlichen Meeres erscheint hier heutzutage als Wüstenlandschaft.

Am Nares Lake, einem der Quellseen des Yukon-Flusses, vorbei, hielten wir auf einer Anhöhe an. Und hier geschah es, dass mich auf einmal ein ganz seltsames Gefühl erfasste. Mir war, als wäre ich hier schon einmal gewesen, obwohl ich ja noch nie vorher im Yukon war. Trotzdem kam mir alles so vertraut vor, wie längst bekannt. Es dauerte eine Weile, bis ich der Sache auf den Grund kam. Ich hatte vor einigen Jahren mit der Aquarell-Malerei abegonnen, und das erste bescheidene Bild, das ich damals malte, entstand nach einer Fotografie aus einem Kananda-Bildband, die genau die Szenerie zeigte, die ich jetzt in Natura vor mir sah. Es war ein echtes Deja-Vu-Erlebnis, wie ein Nach-Hause-Kommen. Nun aber wußte ich auch, wie diese Landschaft geographisch hieß, von der ich damals ahnungslos jenes Bild gemalt hatte. Es handelte sich um Bove Island am Beginn des Windy Arm Gewässers.

Herrliche Panoramen zogen auch weiterhin auf unserer Fahrt entlang der Yukon Southern Lakes, der südlichen Seen im Yukon-Territorium, an uns vorbei. Dann wurde die Strecke etwas gebirgiger, und es ging hinauf zum White Pass, über den die Grenze zwischen Kanada und Alaska verläuft. Freundliche Beamte auf beiden Seiten bereiteten uns hier einen angenehmen Grenzübertritt. Bequem im Auto den Pass überquerend, gedachten wir beim Weiterfahren der unsäglichen Mühen und Qualen, welche die Goldsucher auf sich nehmen mussten, als sie damals mit ihren Lasten das steile, unwirtliche Küstengebirge, als das erste große Hindernis auf dem Weg zu den Goldfeldern am Klondike, zu überwinden hatten.

Am Ende unserer Fahrt auf dem South Klondike Highway erreichten wir Skagway. Wo heute Kreuzfahrtschiffe anlegen und ihre Touristenströme in das kleine Städtchen ausgießen, landeten um 1890 die ersten Goldsucher und begannen von hier aus zu Fuß ihren langen Marsch in Richtung der erhofften Goldclaims. Später erleichterte die Yukon Whitehorse Railroad denen, die es sich leisten konnten, den ersten Teil des Weges. Skagway hat sich bis heute den Charme eines historischen Goldgräberstädtchens erhalten.


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