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Meine Hütten im Yukon – Teil IV

FOX LAKE CABIN IV

NORTH KLONDIKE HIGHWAY

Ebenso, wie wir den südlicheren Teil des Yukons erforscht hatten, wollten wir auch seinen nördlicheren näher kennenlernen, und so machten Erwin und ich uns eines Morgens auf, um den North Klondike Highway mit Ziel Dawson City zu befahren. Schon bald nach unserer Abfahrt vom Fox Lake kamen wir in ein Gebiet, in dem vor einigen Jahren erst ein Waldbrand von riesigen Ausmaßen getobt hatte. Verkohlten Stangen gleich standen die abgebrannten Baumskelette rechts und links der Fahrbahn. Ganz zaghft zeigte sich ein wenig Grün zwischen den verkohlten Stämmen, versetzt mit Einsprengseln in zartrosa. Fireweed nennen die Yukoner diese Pflanze, die bei uns nur schlicht Weidenröschen heißt. Fireweed deshalb, weil sie nach den Bränden stets die erste ist, die verbrannte Flächen wieder besiedelt. Symbolisch steht sie deshalb für das Leben, das immer wieder über die Zerstörung triumphiert, und ist so auch zur Wappenblume des Yukon worden.

Es dauerte knapp eine halbe Stunde, bis wir das etwas unheimlich anmutende Waldbrandgebiet hinter uns gelassen hatten. Ab und zu tauchten am Straßenrand kleinere und größere Seen mit und ohne Namen auf. Nach einer längren Steigung weitete sich plötzlich die Landschaft und gab uns einen ersten Blick auf den Yukon River im Tal unter uns frei. Hier wand sich der Fluss in einer engen Kurve nach Norden, und davor lag die früher für die Schifffahrt gefährlichste Stelle, die five Finger Rapids. Heute sind die fünf, der Finger einer Hand ähnlichen Felsdurchlässe durch Sprengungen ihrer Gefährlichkeit weitgehend beraubt.

Wir folgten dem Fluss durch goldgelb gefärbte Herbstlandschaften hindurch, fuhren schier endlose Meilen auf kerzengerade Strecke dem Horizont entgegen, überquerten den Pelly und hatten auf höher gelegenen Streckenabschnitten immer wieder die Möglichkeit zu Ausblicken in die unenedliche Weite dieses Landes. Eigentlich hatten wir eine Mittagsrast in der für ihr Essen hochgerühmten Moose Creek Lodge geplant, aber leider hatte diese ausserplanmäßig geschlossen. So fuhren wir mit knurrenden Mägen die restlichen Kilometer bis hin zum viel besungenen Klondike River und dann weiter, bis wir schließlich an unserem Ziel, Dawson City, ankamen.

Am Zusammenfluss von Klondike und Yukon River entstand 1896 die Goldgräberstadt Dawsson City, zunächt eine Zeltstadt. Dann schossen Gebäude aller Art in die Höhe. Rund 30.000 Goldsucher erreichten die Region, aber nur die Allerwenigsten unter ihnen wurden wirklich reich. Goldsuchen im Permafrost war Schwerstarbeit. Zudem waren die besten Claims bereits vergeben. Das meiste Geld machten clevere Kauf- und Geschäftsleute. Dazu gingen die mühsam erworbenen Nuggets sehr schnell beim Glücksspiel und im Bordell verloren. Recht bald war Dawson City eine leere, ja fast eine Geisterstadt, so wie auch heute außerhalb des Touristenrummels. Aber schon damals gab es für Übernachtungen ein Eldorado House. In seinem eutigen Nachfolgebau quatierten auch wir uns für die Nacht ein.

Am nächsten Morgen stand die Besichtigung des historischen Teils von Dawsons auf dem Programm. Die ungepflasterten Straßen und Gassen waren jetzt im Herbst menschenleer.Die teils renovierten, teils bereits völlig heruntergekommen Holzbauten im Stil einer Westernstadt standen jetzt einsam und verlassen da, während sie zur Touristensaison sicher von Leben überquollen. Nun aber verbreitete sich um sie lediglich der Eindruck von weitgehender Tristesse trotz einiger farbenfroher Fassaden von Hotels, Bars, Restaurants und Schmuck- und Souvenierläden.

Das, was uns beide auf unserem Rundgang am meisten interessierte und uns deshalb auch am stärksten anzog, war das Jack London Centre am Rande der Stadt. Hierher hatte man die Hütte Jack Londons von ihrem ursprünglichen Standort in der Wildnis gebracht und im Original wieder aufgebaut. In ihr hatte der Schriftsteller während seiner Zeit im hohen Norden gelebt und seine berühmt gewordenen Abenteuergeschichten geschrieben.

Direkt neben Jack London’s Hütte steht auf einem Hügel eine weitere, eine, die einst ebenfalls einem Dichter des hohen Nordens gehörte- Es ist die von Robert William Service.

Service ist bei uns längst nicht so bekannt wie Jack London, dennoch hat er aber dem Yukon in seinen Gedichten und Balladen ein unvergessliches Denkmal gesetzt. In seinem wohl schönsten und bekanntesten Gedicht das den Charakter des Landes am terffendsten wiedergibt, heißt es:

The Spell of the Yukon

There’s a land where the mountains are nameless,
   And the rivers all run God knows where;
There are lives that are erring and aimless,
   And deaths that just hang by a hair;
There are hardships that nobody reckons;
   There are valleys unpeopled and still;
There’s a land—oh, it beckons and beckons,
   And I want to go back—and I will.

Der Zauber des Yukon

Es gibt ein Land, da die Berge namenlos sind, und die Flüsse alle, Gott weiß wohin, fließen .
Da ist Leben, das irrend und ziellos ist, und Todesfälle, die nur an einem Haar hängen.
Da gibt es Härten, die niemand sich vorstellen mag, dort gibt es Täler, menschenleer und still.
Da ist ein Land, oh, es ruft und es ruft. und ich möchte dorthin zurückkehren, und ich werde es.


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