
Die Europäische Sumpfschildkröte ist die einzige Schildkrötenart, die in Deutschland wild und frei vorkommt. Sie ist klein bis mittelgroß bei einer Panzerlänge von bis zu 20 cm.


Der ovale, eher flache, oft braun oder schwarz gefärbte Rückenpanzer zeigt ein Muster aus feinen gelben Punkten oder Linien, das sich häufig auch auf den Beinen und am Hals zeigt.


Die Europäische Sumpfschildkröte ernährt sich hauptsächlich vonWasserinsekten, Schnecken, Kaulquappen, toten Fischen und Aas, aber auch von Pflanzenkost .
Ihre Nahrung kann sie nur im Wasser verzehren, da die Sumpfschildkröte außerhalb des Wassers nicht schlucken kann.



Im Winter begeben sich die Tiere auf den Gewässergrund und fallen dort in die sogenannte Winterstarre, wobei die Nahrungsaufnahme eingestellt und der Stoffwechsel stark reduziert wird. Die Atmung erfolgt dann über die Haut.
Nach der Überwinterungszeit, die bis Februar oder März dauert, beginnt die Paarung. Dabei steigen die Männchen im Wasser auf die Weibchen und klammern sich an deren Rückenpanzer fest. Ende Mai bis Anfang Juni suchen die Weibchen trockene, sandige, der Sonnenwärme ausgesetzte Stellen zur Eiablage auf und vergraben dort bis zu 20 Eier.
Rund drei Monate später.schlüpfen die Jungen. Nach Verlassen des Nestes suchen die durchschnittlich 2-3 cm großen Jungtiere das nächst liegende Gewässer auf und halten sich dort bevorzugt in dichter, schützender Unterwasservegetation auf.



Die Europäische Sumpfschildkröte hat, besonders als Schlüpfling und Jungtier, zahlreiche Feinde, wie Wildschweine, Dachse, Füchse und andere Tiere, die Gelege ausgraben, oder Krähen, Elstern, Reiher und Raubvögel die sie bejagen. Im Wasser lauern Hechte und andere Raubfische auf sie. Im erwachsenen Alter ist die Zahl ihrer Fressfeinde dagegen bislang relativ gering. Allerdings gerät ihr Überleben durch die Vielzahl der aus Frust und Überdruss von ihren Haltern wieder ausgesetzten orientalischen Schmuckschildkröten in reale Gefahr, da diese aufgrund ihrer kräftigeren und robusteren Konstitution eine äußerst ernstzunehmende Konkurrenz im Kampf um Nahrung und Lebensraum bilden.



Vor allem bedroht aber ist die Art durch menschliche Eingriffe in ihren Lebensraum, wie die Trockenlegung von Sümpfen und Feuchtgebieten, die Zersiedelung der Landschaft und dadurch oftmals der Zerstörung ihrer Eiablageplätze. Der Straßenverkehr heute ist ebenfalls eine große Gefahr. Auf der Suche nach Nistplätzen oder auf dem Weg zurück in das Gewässer werden häufig die Weibchen beim Überqueren von Straßen überfahren. Deshalb gilt die Europäische Sumpfschildkröte in Deutschland als vom Aussterben bedroht.
Vorkommen bei uns finden sich heute nur noch an wenigen Standorten. So existiert beispielsweise am Reinheimer Teich in Hessen noch eine eigenständige Population, die seit dem Jahr 2004 durch Nachzuchten aus dem Frankfurter Zoo entstanden ist.




Im August 2008 wilderte der NABU zudem Europäische Sumpfschildkröten in den Altrheinarmen bei Bobenheim-Roxheim aus.
Ein glücklicher Zufall bescherte mir im darauffolgenden Frühjahr die Sichtung eines der ausgesetzten Tiere bei einem Spaziergang am Schusterwörthrter Altrhein.

