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Im Herbst der Kraniche

Wenn der Herbst die Blätter färbt, ist die Zeit der Zugvögel gekommen. Zuerst sind es die Gänse, die in Schwärmen über den Himmel ziehen, bald aber schon gefolgt vom lauten Rufen der Kranichformationen. Aus ihrer skandinavischen Heimat kommen sie auf ihrem Flug nach Süden in die Vorpommersche Boddenlandschaft, um auf deren Feldern zu rasten und sich für die Weiterreise zu stärken.

Die Nacht verbringen sie auf den unbewohnten Inseln der Boddengewässer, dicht aneinander gedrängt auf den Salzgraswiesen und im flachen Wasser stehend, wo sie vor ihren Feinden, Fuchs und Marderhund, sicher sind. Mit dem ersten Tageslicht beginnt noch vor Sonnenaufgang der große Aufbruch. Zuerst sind es wieder die Gänse, die in großen Schwärmen ihre Schlafplätze verlassen. Aber schon bald folgen die Kraniche nach. Ein unbeschreibliches Gewimmel erhebt sich in den frühen Morgenhimmel. Unendlich erscheinen die Reihen der abziehenden Vögel. Alle haben nur ein Ziel, und das heißt: Futter suchen.

An ihren jeweiligen Futterplätzen fallen sie oft zu Tausenden ein. Kraniche nehmen das ganze Jahr über sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung zu sich. Sie besteht aus Mais-, Gersten-, Weizen- und Haferkörnern sowie aus Sonnenblumenkernen. Daneben werden auch Kleinsäuger, Reptilien, Frösche, Schnecken, Würmer, Insekten und deren Larven verzehrt. Der Kranich benötigt zum Auffüllen seiner Energiereserven gut 300g Nahrung pro Tag, für die er etwa 80% seiner täglichen Aktivitätsdauer aufbringen muss. Kraniche legen Würmer und Larven im Erdreich durch Wühlbewegungen mit dem Schnabel frei. Dazu stechen sie mit fast geschlossenem Schnabel in den Boden, öffnen ihn in der Erde leicht und bewegen ihn dann zur Seite hin. Ist der Ackerboden fester, lockern sie ihn durch mehrfaches Einstechen auf.

Der erwachsene Kranich erreicht eine Höhe von 1,10m bis 1,30m. Beim Altvogel hängen die Oberarmfedern als Schleppe über den Schwanz hinaus. Die fast erwachsenen Jungvögel besitzen dagegen noch keine Schleppe. Sie sind auch heller grau und braun gefärbt, und es fehlt ihnen der charakteristische schwarz-weiß-rote Kopf. Der rote Scheitel der Altvögel besteht übrigens nicht aus Federn, sondern aus der bloßen roten Kopfhaut. Kraniche leben meist monogam. Dennoch kommen auch gelegentlich Partnerwechsel vor. Oft binden sich die Paare bereits im Frühling während der Rast auf dem Rückflug aus ihren Winterquartieren.Trotz des scheinbar verwirrenden Durcheinanders in einem Trupp Kraniche herrschen hier doch klare Ordnungen. Ein Elternpaar kümmert sich immer um zwei, manchmal auch nur um einen Jungvogel.

Die Zahl der in Deutschland rastenden Kraniche ist von maximal 40.000 am Anfang der 1980er Jahre bis heute auf über 200.000 angestiegen. Um daraus entstehende Schäden für die Landwirtschaft zu verringern, wird auf abgeernteten Feldern großräumig Futter ausgebracht, um die Vögel von Saat- und Ackerflächen abzulenken.

Ist der Tagesfutterbedarf gedeckt und die nötige Energiemenge gespeichert, geht es am Abend im Schwarm wieder zurück zu den sicheren Schlafplätzen im Flachwasserbereich der Inseln .


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