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In der Wagbachniederung

Das Naturschutzgebiet Wagbachniederung liegt auf dem rechten Rheinufer südlich von Hockenheim bei Waghäusl in einer alten Rheinschlinge, die durch die Verlagerung des Flussbettes vom Hauptfluss abgetrennt wurde. Es besteht zum größten Teil aus Klär- und Schlammteichen einer stillgelegten Zuckerfabrik und setzt sich aus Feuchtgebieten, Ried, Streuwiesen und Röhrichtflächen zusammen. Das NSG wurde 1983 unter Schutz gestellt und gilt als das wichtigste Schilf-Flachwasser-Biotop in ganz Baden-Württemberg. Als wichtiger Rastplatz für fast alle Arten von Zugvögeln zählt es zu den bedeutendsten Vogelschutzgebieten Deutschlands. Über 100 verschiedene Spezies haben hier schon gebrütet und ihre Jungen aufzogen.

Schon vor Sonnenaufgang ist die Vogelwelt erwacht. Auf der spiegelnden Wasseroberfläche zeichnen sich die Silhouetten von Wasservögeln ab. Auf den Sandufern und Schlickflächen haben sich die Lachmöwen zur Futtersuche niedergelassen. Der Gesang von Nachtigall und Kohlmeise ertönt aus dem Gebüsch.

Im Schlick und im Flachwasser suchen Limikolen, wie Waldwasserläufer, Grünschenkel, Flussuferläufer, Flussregenpfeifer und die Bekassine ihre Morgenmahlzeit.

Auf dem weiten Rund der Wasserflächen haben sich Silberreiher und Graureiher versammelt. Mittlerweile dürfte hier bei uns die Zahl der weißen Silberreiher die ihrer grauen Verwandten längst eingeholt, wenn nicht sogar schon übertroffen haben.

Recht zahlreich sind die auf den Wassern der Wagbachniederung anzutreffenden Entenarten. Darunter befinden sich neben den allgegenwärtigen Stockenten häufig auch Tafel-, Kolben-, Schnatter-, Löffel- und Krickenten.

Graugänse führen meist eine recht stattliche Anzahl von Jungvögeln, den Gösseln, zu Wasser. Die Gelege der bei uns inzwischen längst heimisch gewordenen Kanadagänse fallen dagegen in der Regel nicht ganz so umfangreich aus.

Der kleinste Vertreter der in der Wagbachniederung häufigen Lappentaucher ist – wie sein Name schon verrät – der Zwergtaucher. Seine maximale Körperlänge misst nur knapp 30 cm. Oft hält er sich heimlich in der Ufervegetation versteckt.

Weitaus bunter gefärbt als er ist der Schwarzhalstaucher. Im Prachtkleid sind Kopf, Hals, Rücken und Vorderbrust schwarz, die Körperseiten rötlich braun, die Ohrenbüschel an den Kopfseiten goldgelb und die Iris auffallend rot. Mit 30 – 35 cm ist er etwas größer als der Zwergtaucher.

Noch imposanter stellt sich der größte Vertreter der heimischen Lappentaucher dar, der Haubentaucher, besonders während seiner auffälligen Balz, die im bunten Prachtkleid auf offenem Wasser stattfindet und eine Reihe von Ritualen wie gegenseitiges Kopfschütteln und den sogenannten Pinguintanz beinhaltet.

Da ihre Nester auf engem Raum beieinander liegen, geht es durch die ständig geäußerten Balzrufen und scharmützelartigen Revierstreitigkeiten sehr laut und lebhaft in der Brutkolonie der Lachmöwen zu.

Ebenfalls in Kolonien brütet der etwa gänsegroße Kormoran – im Binnenland meist auf hohen Bäumen.

Eine besondere Attraktion in der Wagbachniederung ist die Brutkolonie der Purpurreiher. Diese Reiherart baut ihre Nester nicht wie beim Grau- und dem Silberreiher auf Bäumen, sondern in nur 1 – 2 Metern Höhe über dem Erdboden oder der Wasseroberfläche versteckt im Schilfgürtel. Beide Elternvögel sind dabei am Nestbau beteiligt. Das Gelege besteht meist aus 4 – 5 Eiern. Die Brutdauer beträgt knapp einen Monat. Die geschlüpften Nestlinge werden zunächst ca. 10 Tage behudert. Danach beginnen sie, um das Nest herum zu klettern. Nach knapp 30 Tagen sind sie dann selbständig. Der Purpurreiher ist mit einer Körperlänge von 70 – 90 cm und einer Flügelspannweite von etwas über 140 cm kleiner als der Graureiher, hebt sich aber durch deutliche Farbunterschiede von diesem ab. Die Seiten von Kopf und Hals sind rotbraun mit markanten schwarzen Längsstreifen auf dem Hals. Der Rumpf ist auf seiner Oberseite dunkelgrau. Die Flügeldecken haben eine braun-violette Tönung. Die Nahrung des Purpurreihers besteht aus Fischen, Insekten, Amphibien, Reptilien, Kleinsäugern und Kleinvögeln. Zur Überwinterung ziehen die Vögel ab August ins wärmere Südeuropa oder nach Afrika, um im März oder Mai des kommenden Jahres wieder zurückzukehren.


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