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Rotwild

Der Rothirsch ist als das größte heimische Wildtier und als letzter erhaltener großer Pflanzenfresser seit Jahrhunderten fester Bestandteil des europäischen Waldes. Zu recht wird er „König des Waldes“ genannt. Die Bezeichnung „Rothirsch“ leitet sich von der im Sommer rotbraunen Fellfarbe ab, die im Winter allerdings zu  graugelb bis graubraun wechselt. Das Haarkleid der Kälber ist rotbräunlich und mit dichten weißen Fleckenreihen bedeckt.. 

Auch rein weiße Tiere sind in seltenen Fällen in freier Wildbahn, eher aber in Wildgehegen und -gattern, zu beobachten. Dort werden solche Farbvariationen oft sogar speziell gezüchtet.

Alle Sinne sind beim Rotwild sehr gut entwickelt, so auch der Geruchssinn. Menschliche Witterung kann ein Rothirsch bei günstigen Windverhältnissen auf einige hundert Meter wahrnehmen. Die seitlich stehenden Augen mit den großen ovalen Pupillen erlauben ihm, einen weiten Umkreis zu überblicken. Stark erweiterungsfähige Pupillen ermöglichen ihm ein gutes Sehen auch in der Dämmerung. Seine Ohren kann der Rothirsch unabhängig voneinander bewegen, sodass er sehr genau wahr wahrnehmen kann, aus welcher Richtung eventuelle Geräusche kommen.

Beim sogenannten „Sichern“ spielen alle drei Sinne zusammen. Mit Nase, Augen und Ohren überprüft der Hirsch, ob für ihn Gefahren bestehen.

Den Tieren stehen verschiedene Lautäußerungen zur Verfügung. Bei Gefahr oder Beunruhigung lasen sie einen kurzen gebellten Schrecklaut hören. Mütter und Kälber verständigen sich über leise Mahn- und Lockrufe.

Die Kälber werden von Mitte Mai bis Anfang Juni geboren. In der Regel kommt nur ein Kalb zur Welt. Zwillinge sind sehr selten.

Rothirsche werden bis zu 18 Jahre alt.

Sie ernähren sich von Gräsern, Kräutern, Knospen, Eicheln, Bucheckern, Kastanien, Kartoffeln und Rüben. Hinzu kommen Baumrinde, Moos, Flechten, Heidekräuter, Knospen und junge Zweige von Bäumen und Büschen. Die Fresszeiten wechseln sich mit Ruheperioden ab, in denen die Wiederkäuer dösen und dabei die aufgenommene Nahrung verwerten. Schäden im Wald entstehen durch den Verbiss junger Baumtriebe und das Schälen der Rinden.

Die ursprüngliche Heimat des Rotwilds war die offene Steppenlandschaft. Auf Grund der dichten Besiedelung im heutigen Mitteleuropa hat er sich aber, da er den Menschen meidet, überwiegend in Waldgebiete mit Dickungen und offenen Lichtungen zurückgezogen, wo er dem Kontakt mit Menschen am wenigsten ausgesetzt ist.

Rothirsche erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 130 cm und können bis zu 250 kg schwer werden. Hirschkühe sind um etwa ein Drittel kleiner und somit deutlich leichter. Ausgewachsene Hirsche tragen im Gegensatz zu Hirschkühen und Kälbern ein Geweih, das ihnen zwar ein majestätisches Aussehen verleiht, das sie jedoch jährlich im zeitigen Frühjahr abwerfen, um es bis zur Brunftzeit im Herbst wieder nachzubilden.

Innerhalb weniger Monate wächst bei starken Hirschen eine Knochensubstanz von vier bis fünf Kilogramm Gewicht. Im Durchschnitt wird das Geweih 90 bis 105 Zentimeter lang und wiegt ungefähr 6 Kilogramm. Außergewöhnlich große Geweihe messen zwischen 130 und 140 Zentimeter und bringen 18 bis 21 Kilogramm auf die Waage, wobei sie 20 oder mehr Enden aufweisen können. Das Geweih ist während seiner Wachstumsphase mit einer behaarten Haut, dem sogenannten „Bast“, überzogen, der von nährenden Blutgefäßen durchzogen ist. Mit fortschreitendem Wachstum verknöchert das Geweih, und schließlich verliert die Basthaut ihre nährende Funktion. Bei ausgewachsenen Männchen ist das Wachstum des Geweihs im Juli bis Anfang August abgeschlossen, und die Tiere beginnen, an Zweigen und Sträuchern die nun trockene Basthaut abzustreifen.

Hirsche werden nach der Zahl ihrer Geweihenden benannt. Ein Zwölfender ist somit ein Rothirsch, bei dem jede Geweihstange sechs Enden oder Sprossen aufweist. Das Geweih kommt als Waffe bei der Brunft im Kampf gegen die männlichen Rivalen zum Einsatz. Die Paarungszeit beginnt Anfang September und dauert fünf bis sechs Wochen. Der Platzhirsch, das stärkste Männchen im Rudel, versucht, möglichst viele Hirschkühe um sich zu scharen und diese immer wieder zu verteidigen. Zu den typischen Verhaltensmerkmalen des Platzhirsches gehört das kampfähnliche Aufstochern des Bodens mit dem Geweih, das Urinieren in die Suhle und das sich anschließende ausgedehnte Wälzen darin.

Der Brunftkampf beginnt normalerweise mit einem Rufduell zweier Rivalen, das sich in Lautstärke und Schnelligkeit immer mehr steigert. Treffen die beiden dann aufeinander, versuchen sie zunächst, durch gegenseitiges Imponieren den Kontrahenten zu vertreiben. Die eigentliche Kampfhandlung ist überwiegend ein frontaler Schiebekampf, bei dem sie sich zunächst gegeneinander stemmen und dann wechselseitig mit ineinander verhaktem Geweih über den Kampfplatz schieben. Es handelt sich dabei um einen Kommentkampf, der lediglich das Ermitteln des jeweils Stärkeren und nicht das Verletzen oder gar Töten des Gegners zum Ziel hat. Dennoch kann es gelegentlich trotzdem zu einem tötlchen Ausgang kommen.

Gefährdet ist das Rotwild heute nicht mehr wie früher, als große Raubtiere, wie Wölfe und Bären, ihre Fressfeind waren. Auch durch das Jagdgeschehen des Menschen ist es nicht ernstlich bedroht, da Jagd heute nur noch als notwendige Regulierungsmaßnahme begriffen wird, die einerseits den Tieren genügend Nahrung und Lebensraum bieten und andererseits die Schäden in Wald- und Landwirtschaft in Grenzen halten will.  Wenn auch das Rotwild deshalb nicht vom Aussterben bedroht ist, hat es doch mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen. Seine Reviere und Bezirke sind in ganz Deutschland ja durch Straßen und Städtebau völlig zerschnittenen. Diese Flächenzerschneidung verhindert die Wanderbewegungen der Tiere zueinander und damit den genetischen Austausch zwischen verschiedenen Populationen, den Hirsche aber zu einem gesunden Fortbestand brauchen . Ein weiteres Problem ist der durch das erhöhte Tourismusaufkommen in den Wäldern erzeugte Stress, der bei den auf Ruhe angewiesenen Tieren für weitere Vergrämung und Verdrängung sorgt.


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